"Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen"

Johann Wolfgang von Goethe

Mittwoch, 22. Februar 2012

Rio und "DO CARNAVAL DE RUA": BERICHT

Nach fast 23 Wochen war auch meine Wartezeit vorbei. Endlich das Wiedersehen mit der lange vermissten Freundin! Doch so leicht wurde es mir dann doch nicht gemacht…  Ich war bereits seit 6h wach und wartete sehnsüchtig auf Sabrinas Eintreffen. Irgendwann musste sie doch mit dem Fahrer durch die Gassen der Favela geschlängelt kommen. Doch es tat sich nichts. Gegen 8h –ihr Flieger sollte bereits 2,5 Stunden auf brasilianischem Boden stehen- dann die Nachricht, dass der Abholer sie nicht findet. Kurzerhand war ein zweiter Fahrer für mich organsiert und ich mit diesem ebenfalls auf dem Weg zum Flughafen. Nachdem wir jeden Winkel durchsucht und das Flughafen-Personal ordentlich schalu gemacht hatten, endlich die erlösende Nachricht an der Flughafen-Info: Sabrina war inzwischen selbständig in der Unterkunft angekommen. Das Wiedersehen folgte dann schließlich etwa fünf Stunden später als eigentlich gedacht, fiel dafür aber umso herzlicher aus. Einen Tag später stellte sich übrigens noch heraus, dass der eigentliche Abholer nie am Flughafen angekommen ist an jenem Tage. Da er die Flugnummer nicht im Internet gefunden hatte, machte er sich erst gar nicht die Mühe und gaukelte seine Suchanstrengungen via Handy nur vor…
 Dass unsere Unterkunft noch für weitere Überraschungen gut war, stellten wir zwei weitere Nächte später fest als uns erklärt wurde, dass „Crazy“ Andrea, die hauptamtliche Mitarbeiterin mit uns „nicht warm“ wird und wir daher die Unterkunft verlassen sollten. Diese Info ließ sie auch nur ausrichten und eine persönliche Stellungnahme ihrerseits blieb sie leider schuldig! Der Blog sei hiermit dann leider auch mal dafür genutzt alle Leser vor der Unterkunft „Pousada Favelinha“ zu warnen! Wer dort nicht absteigt erspart sich einigen Ärger! Aber wer uns nicht mehr haben will… Durch die Mithilfe von Haushelfer Sören, der in dieser Angelegenheit wirklich die „gute Seele“ darstellte, fanden wir am Nachmittag noch eine Bleibe in der wir erst mal drei Nächte absteigen konnten, um uns dann in Ruhe eine Unterkunft über Karneval zu suchen. So war unser Rio-Touri-Programm natürlich erst mal empfindlich gestört. Wenn wir auf diesem Kontinent aber eines wirklich gelernt haben, dann bei Problemen erst mal „tranquilo“ zu bleiben. So gönnten wir uns auch erst noch eine weitere Strandeinheit, ehe wir unserer Unterkunftssuche persönlichen Nachdruck verliehen. Am Freitagabend des 10.02. streiften wir durch unser altes Revier Botafogo und steuerten Zielsicher das „Eco-Backpacker“-Hostel an, wo man uns versicherte ausgebucht zu sein. Aber im Partnerhostel  („ACE“) um die Ecke sollte es noch Plätze geben. Auch diese Info stellte sich drei Minuten später als falsch heraus. Wir waren schon auf der Treppe nach unten, grübelten über weitere Optionen und machten „Worst-Case“-Berechnungen im Kopf, als mich ein älterer Herr fragte, ob wir auf den Umzug in der Nähe gingen? Ich entgegnete ihm, dass wir erst ein Hostel bräuchten. Er riet uns ins „Eco“ um die Ecke zu gehen. Ich belehrte ihn, dass wir von eben jenem gerade vertröstet und hierher gesandt wurden. Er beharrte darauf, dass das „Eco“ Platzkapazitäten habe. Auf Nachfrage stellte er sich als Besitzer der zwei Hostels vor, mit dem süffisanten Satz auf meinen Verweis, dass der Rezeptionist im „Eco“ ausgebucht ausgegeben hatte: „Who told you that? Why do you talk to these guy when you can talk to god?“. Womit er sich selbst meinte und sich unserem Problem gleich annahm. Im Handumdrehen bekamen wir drei Plätze und sogar noch ein finanzielles Entgegenkommen. Wir dankten und zogen zwei Nächte später ein.
Natürlich hatte uns Rio aber auch noch mehr zu bieten, als die zeitraubende Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft. Wir pflegten ausgiebig unsere Sonnenbräune an den Stränden von Ipanema und der Copacabana. Statteten dem Zuckerhut einen Besuch ab und natürlich auch dem „Christo“, welcher hoch oben über Rio wacht. Diese Wahrzeichen sind natürlich beeindruckend gewesen und lohnten den Besuch auch.

Auf dem Weg zum Zuckerhut
Wer Rio aber wirklich erleben will, der muss tiefer gehen… Die Stadt schlängelt sich über viele Kilometer am Atlantischen Ozean entlang, wo sie mit Leblon, Ipanema und der Copacabana drei herrliche Badestrände hat, an denen das bunte Leben nach Abschnitten sorgfältig aufgeteilt (Jugendliche, Familien, Homosexualle, etc.) verläuft. Die Stadtteile Rios liegen auf Meereshöhe oder bisweilen steil an den Erhebungen, welche die Stadt von Norden nach Süden durchziehen. Zwischen den Stadtteilen liegen die unzähligen Favelas. Diese Armenviertel bestechen äußerlich durch ihre farbenprächtigen, wild aufgebauten Fassaden. Sie stehen damit im starken Kontrast zu den sehr modernen Blöcken beispielsweise im Stadtzentrum. Alle Stadtteile am Meer kennzeichnen eher mehrstöckige Bauten und tiefe Häuserschluchten, während in Lapa und vor allem Santa Teresa wahre Fundstücke baulicher Architekturkunst aus dem frühen vorigen Jahrhundert zu bieten haben. Gerade Santa Teresa verzaubert beim Spaziergang seinen, über Kopfsteinpflaster schlendernden Besucher mit vielen alten Herrenhäusern und kleinen Schlösschen, welche zwar ihre besten Jahre hinter sich haben, aber einen Charme versprühen, welchem man sich kaum entziehen kann. 
 

Das Ganze wurde in der Vergangenheit noch abgerundet durch die alte „Tram“, welche sich auf den Gleisen quietschend und überfüllt durch die engen Straßen schlängelte, ehe ihr vor gut einem Jahr aufgrund schlechter Wartung der Garaus gemacht wurde. Das ebenfalls beschauliche Lapa verwandelt sich am Wochenende zur Partyhochburg, die von Feierfreudigen aufgesucht wird. Dann ist der Platz, den die große Tram-Brücke überragt, Sammelplatz und Ausgangspunkt der Nachtschwärmer. Unzählige Getränkeverkäufer, die Bier, Cola, etc. und sogar Caipirinha praktisch in Form eines überdimensionalen Wassereises anbieten, versorgen die Massen mit Flüssigkeit. Hier kommen alle zusammen, die man in Rio ansonsten quer verteilt auf den Straßen findet: Die Tänzer, Alt und Jung der ganzen ethnischen Vielfalt Brasiliens, auffallend viele volljährige Zahnspangenträger, Frauen jeglicher Körperfülle in Kostümen die bei manchen gerne mehr verhüllen dürften als sie es wirklich tun und natürlich die optisch, wie mengenmäßig nicht zu übersehenden Transvestiten -liebevoll auch „Ladyboys“ genannt- die aufgedonnert und mehrfach operiert, ihre Körper zur Schau stellen und sich gerne auch an betrunkene Hetero-Männer heranwagen. Um Lapa herum besuchten wir neben dem Manu-Chao-Konzert auch einige Clubs. Herausragend hierbei eine Pre-Karnevals-Veranstaltung mit einer riesigen Musik-Kombo aus einer Musikgruppe samt Gitarristen und Sängern, begleitet von einer großen Anzahl Trommlern, welche man bei uns dem Genre der „Guggenmusiker“ zuordnen würde. Diese hämmerten den ganzen Abend betörend ihre eigenen Interpretationen diverser Beatles-Hits durch eine alte Fabrikhalle. Überragend!! Aber auch in kleinen Clubs kann man ganz eigene Erlebnisse machen, wenn die hiesigen Damen ihre Leiber zu den Drums aus den Lautsprechern beben lassen und ihre Hüften im Dunkel der stickigen Räume gen Decke wackeln lassen. Hieran reiben sich dann mit Vorliebe die oberkörperfreien Jungs. Alles in allem ein optisch heißes Spektakel, welches einmal noch von einer Tänzerin am Balkon getoppt wurde, die wirklich alles an ihrem Körper zu vibrieren brachte und sich derart am Gitter des Balkons verlustierte, dass es mir neben meiner Freundin sogar erlaubt war ausgiebig zu gaffen. Zum Glück fand ich meine speicheldurchtränkte Kinnlade an diesem Abend genau neben ihrer wieder… ;-)   

Die Partygesellschaft...


Wer wieder etwas Kraft in Rio braucht, sollte sich einen Acai gönnen. Diese Frucht wird hier vorzugsweise gut gekühlt als Slushyähnliches Getränk serviert und ist ein absolutes Muss! Damit in der Hand lässt es sich auch ausgiebig die ganzen Dosensammler beobachten, die Tags wie Nachts jeder Dose auf dem Boden hinterherjagen und sie in großen Säcken hinter sich durch die Straßen ziehen. Manch einer von diesen erwies sich dabei als recht trickreich und dämmte zumindest das äußerliche Volumen der Säcke dadurch ein, indem er ihn einfach vor den nächsten heranfahrenden Bus warf, um die Dosen zu plätten. Wenn man bedenkt, dass die Sammler aber nur etwa 3 Reales (Umrechnung Reales zu Euro etwa: 2,25: 1) für einen Sack bekommen, betreiben diese schon einen bemerkenswerten  Aufwand für ein bisschen Lebensunterhalt, den sie dafür kassieren. Bei Tag verwandelt sich Lapa dann wieder in ein ruhiges Fleckchen, in dem man einiges besichtigen kann. Auch die „Escadaria Selarón“, eine Treppe die die Häuser von Lapa durchzieht und von dem Künstler Jorge Selarón über Jahre hinweg mit sämtlichen Platten und Materialien ausgeschmückt wurde. Die Werbeindustrie (Coca Cola), der Playboy oder auch Musikergrößen wie Snoop Dogg nutzten sie bereits für ihre Shootings oder Videos. So statteten auch wir diesem Sammelsurium kreativer Kunst einen Besuch ab und fanden sogar Platten unserer Heimatstadt Stuttgart und andere.
Eine noch mal andere Sicht auf Rio de Janeiro bekommt man, wenn man sich eine der Favelas im Rahmen einer Tour etwas genauer ansieht. Aber bitte, auch bei negativer persönlicher Befangenheit, nicht, wie oft gesehen, im gesicherten Jeep. Das ist ja schließlich keine afrikanische Safari, bei der man wilde Tiere beobachtet! 

Favela "Rocinha"
Unsere Favela-Tour fand in „Rocinha“, der größten Favela Lateinamerikas statt. Sie liegt ganz im Süden von Rio und es wohnen hier etwa 250.000 Menschen unter meist sehr einfachen bis verarmten Bedingungen. Die Häuseranordnung und der Aufbau ist Ergebnis eines jahrzehntelangen Wildbaus. Jede noch freie Stelle wurde hier mit allen verfügbaren Materialen bebaut. So schmiegen sich heute eng an eng die kleinen bis zu zweistöckigen Unterkünfte der Favela-Bewohner an den Berg. Sie sind bunt bemalt und ihre meist 40-60qm Wohnfläche beherbergen in der Regel ganze Familien von bis zu zehn Personen. Geschlafen wird da, wo es gerade Platz hat. Sanitäre Räume befinden sich meist an einer Terrasse und das Abwasser fließt über weite Strecken oberirdisch zwischen den Häusern gen Tal nieder. Rocinha durchzieht eine große Verkehrsstraße von unten nach oben. Wie auch wir nutzen viele Bewohner eine Kombination aus Bus und Moto-Taxi, um den Anstieg zu bewältigen. Die enge, verwinkelte und damit schlecht einsehbare Straßenlage hält aber keinen Fahrer davon ab, nicht an sämtlichen unmöglichen Stellen halsbrecherisch zu überholen. Wurden meine Gedanken jäh in jenem Moment schweißgebadet bestätigt als mir durch den Kopf schoss: „Da kann man nicht überholen!“, überzeugte mich der Fahrer umgehend davon, dass man auch in einer Innenkurve bei plötzlichem Gegenverkehr hupend sich zwischen Auto und Bus durchdrücken kann. Ein Rempler wird da ebenfalls gerne mal in Kauf genommen. Mag sein, dass der Kerl sieben Motorräder hat, ich aber nur ein Leben! Allgemein ist es mit der subjektiven Gefahreneinschätzung in einer Favela sehr schwer. Wir erlebten eine sehr herzliche Atmosphäre bei den Familien, welche wir im Rahmen der Tour besuchten. Man zuckt jedoch schon kurz zusammen, wenn man Schusswaffen am Wegrand zwischen den dort sitzenden Gruppen liegen sieht. Mag sein, dass diese ohne geführte Tour durch einen Ortsansässigen ihre Verwendung finden würden… Rocinha wurde ohnehin erst im November 2011 von der Polizei gestürmt und seither „kontrolliert“. In Vorbereitung auf  die Weltmeisterschaft 2014 und die olympischen Spiele 2016 versucht die Staatsgewalt Herr über die Favelas zu werden, stürmt sie mitunter sehr gewaltsamt und buchtet, wie auch im Fall Rocinha, erst mal die örtlichen Anführer ein. Was für den Normalbürger das subjektive Sicherheitsgefühl vor dem bösen Favela-Nachbarn vielleicht angehoben hat, sehen die dortigen Bewohner mit gemischten Gefühlen. Die Waffen tauschen nur die Hände, so die süffisante Aussage. Und der Verweis darauf, dass die Polizei die Angelegenheiten meist nur formal aufnimmt, wenn etwa ein Einbruch passiert, aber keine Täter gefasst werden. In der alten „Ordnung“ waren diese Dank Buschfunk meist nach Tagen gefasst und wurden von der hiesigen Hierarchie „bestraft“. Für das persönliche Gefühl vieler Bewohner hat sich die Lage also eher destabilisiert.

CARNAVAL DE RUA; Lapa
Nach Tagen voller Eindrücke, in einer der sicher interessantesten Städte Südamerikas stand dann endlich unser letztes gesetztes Highlight an: der legendäre Karneval in Rio. Für den örtlichen Karnevallaien ist das mit dem Mitfeiern aber erst mal gar nicht so einfach. Sieht man sich doch bei der Auswahl der hiesigen Straßenumzüge einem Angebot von mehreren hundert Umzügen in den Stadtteilen Rios, ausgeliefert. Diese tragen mitunter sehr lustige Namen, wie: „Begrabe mich am (Ascher-)Mittwoch“ oder „Entschuldigung für´s Betrinken“. Außerdem sind besonders die kleineren Umzüge für das deutsche Auge schwer vor Ort zu erfaßbar, da sie oft nur aus einer Gruppe bestehen, welche die musikalische Untermalung auch liefert. Den Großteil des Umzuges machen dann alle Besucher aus, die sich gerade in den Umzug einreihen wollen. Der autonormal Karnevalsbesucher ist hierbei auch selten einfallsreicher kostümiert als wir das von Zuhause kennen. Schlechter Geschmack hat auch in Rio Vorfahrt und damit glänzten bisweilen in diesem Jahr vor allem die Männer, mit einer beachtlichen Vorliebe für Frauenkostüme. Rios Umzüge beginnen zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten. Ein Reglement scheint es dafür nicht zu geben. So mobilisieren sich gerne zu frühen Morgenstunden schon Feierwillige, die entweder den Tag noch vor sich haben oder den alten gerade ausklingen lassen. Egal, angestoßen wird trotzdem. Und das nicht zu knapp! Rios Straßen gleichen während der Feierlichkeiten einem durchtränkten Geruchsmix aus Alkohol und Urin. Die oft zu wenigen mobilen Toiletten kommen da mitunter schnell an ihre Füllgrenzen. 

Noch Fragen?
Aber auch ohne Plan kann man die ganzen Umzüge schnell finden. Einfach nur in der U-Bahn einer feiernden Gruppe anschließen, die einem schon im öffentlichen Transportmittel durch hüpfen und singen aufgefallen war. Oder eben an einer Straßenecke allem folgen was auffallend in einer Richtung zieht. Wer es doch schafft einen Zug zu verpassen, findet einen ortsnahen, welcher eine halbe Stunde später irgendwo startet. Grenzwertig geht es dann mitunter bei den großen Massenveranstaltungen, etwa in der Innenstadt, zu. Hier vermisst man doch gern mal die ordnende Hand von Polizei und Sicherheitskräften. Bilder der vergangenen „Loveparade“ kommen einem da schnell mal in den Kopf, wenn man sich halbzerdrückt den Weg durch die Massen bahnt –oder eben auch nicht…. Wir besuchten in den Tagen einige Umzüge in Rio, wobei es mir gerade am letzten Abend in Ipanema besonders gut gefiel. Hier waren sämtliche Straßen  wie auch die Strände überfüllt mit feiernden Menschen aller Art. Da besondere Highlight aber stellte der Besuch des Sambodromos am Sonntag dar. Vor Ort ergatterten wir auf dem Schwarzmarkt Karten für je 100 Reales, was sogar zum Teil unter den im Internet offiziellen Preisen lag. Wir wohnten dem bunten Spektakel etwa sechseinhalb Stunden, von 23h bis 5.30h morgens, bei. Es war einfach atemberaubend was sich hierbei auf den Rängen und besonders inmitten der Parade abspielte! 


Jede Sambaschule hat eine Stunde, dehnt diese aber gerne um 50% der anberaumten Zeit aus. Zu jeder Zunft zählen hierbei bestimmt 2-3000 Kostümträger und meist fünf bis sechs Umzugswagen, die an Einfallsreichtum ihres Gleichen suchen. Surreale Darstellungen die mit großer Detailtreue und perfektionistischer technischer, wie künstlerischer Versessenheit glänzen. Eine wahre Materialschlacht! Immer wenn dich gerade ein beeindruckender Wagen passiert hatte, folgte einer der die gerade verwendeten Superlative bereits wieder verblassen ließ. Als der Morgen graute waren auch wir bedient und wir machten uns auf den Heimweg, um noch ein wenig Schlaf in unserer klimatisch runter gekühlten Unterkunft zu erhaschen.
So zogen die letzten Tage in Rio und unseres Südamerika-Aufenthaltes dahin. Heute ist, Mittwoch, der 22.Februar 2012. Ein Datum das lange so fern war, ist nun gekommen. Bei der Enterprise hieße es nun: „Letzter Eintrag ins Logbuch des Captains“. Wir werden und uns heute Mittag wieder aufmachen in heimische Gefilde. Eine eindrucksvolle und prägende Zeit liegt hinter uns. Wir verlassen den Kontinent mit je einem weinenden und einem lachenden Auge und freuen uns auf Familie und Freunde Zuhause! In den kommenden Tagen werdet ihr aber mit Sicherheit noch das ein oder andere von uns hören und zu lesen bekommen.
 
Copacabana

Hasta la proxima en América del Sur!

Rio und "DO CARNAVAL DE RUA": BILDER

Wer im trockenen bleiben will, muss einen Schutzwall bauen!


THE SIMPSONS "Hallo Marge!"








Favela Rocinha

Kleiner Biervorrat








Rio de Janeiro

"Escadaria Selaron"

Donnerstag, 16. Februar 2012

São Paulo und Rio de Janeiro, wie es nicht gegensätzlicher sein könnte! BERICHT

Mit der Klapperkiste ging es dann wieder zurück.
VIDEO ANKLICKEN, Rückfahrt aus dem Pantanal
An einem großen Parkplatz an dem wir bereits auf dem Hinweg aufgesammelt wurden, wechselten wir das Transportmittel und fuhren für 50Reais nach Campo Grande. „Was will er? 50Reais?“ Na der Veranstalter muss einem ja auch nicht immer alle zusätzlichen Kosten sagen, schließlich sind wir immer noch in Südamerika. Mit Florian, einem Österreicher und Sturm Graz Anhänger, fuhren wir die 4 Stunden zurück und nahmen den nächst möglichem Bus weiter nach São Paulo. Der Bus wieder modern, kalt und ohne Frühstück, erreichte den Zielbahnhof gegen 11:30 Uhr am Folgetag. Die Stadt ist riesig, Highlight arm, jedoch anfangs mit super Wetter. Wir waren wieder in einem Dorm untergebracht. In diesem fanden 8 weitere Personen Unterschlupf.
Da sich jedoch das Wetter der nächsten Tage ändern sollte gibt es nur wenig Erwähnenswertes aus Sao Paulo. Am ersten Tag nach der Ankunft; es war Donnerstag, statteten wir dem Fußballmuseum  einen Besuch ab. Hier waren Brasiliens Fussballstars zu sehen; aktuelle sowie jene aus längst vergangenen Tagen, ebenso etliche Weltmeisterschaften. Dann war Samstag und dies bedeutet wie auch in Deutschland: FUSSBALLZEIT! São Paulo Vs. São Caetano „Zum Stadion kann man doch auch laufen, einfach hier lang, dann da rechts abbiegen und hier in die Bahn zwei Stationen und dann ist das Stadion ja fast daneben!“Nun gut, sagen wir es mal so, bis zum Ausstieg aus der Bahn stimmte es auch. Aber wie bereits in anderen Latinostädten auch hier wieder fast keine Trikotträger als Orientierungshilfe. So hingen wir uns an den einzigen mit SPFC-Trikot und folgten ihm überall hin. An einer Bushaltestelle fragten wir ihn dann doch vorsichtshalber ob er es live oder in einer Bar anschauen wolle, man weiß ja nie. Er wollte es live sehen und so fuhren wir mit ihm zum Stadion. Gerade angekommen war Anpfiff und wir wieder einmal ohne Karten, aber auch wieder nicht die einzigen! Eine schier endlos wirkende Schlange am Kartenhäuschen machte sich vor uns auf. Karten gekauft und ab zum Block.

Ja, öfters mal was Neues... Lass es Dir schmecken.
Im Stadion gab es Wasser aus „Joghurtbechern“ sowie diverses vom Sponsor Habib. Das Niveau war wieder einmal schwach, wir sahen immerhin den Tabellenführer. Die Stimmung war anfangs sehr träge und wurde erst durch das „vergessen“ des FAIR PLAY Gedanken angeheizt. Ein Spieler von São Caetano spielte den Ball ins Seitenaus, da ein Spieler von FCSP am Boden lag. Nach kurzer Behandlungspause wurde weitergespielt, doch der Ball wurde nicht zurück zum Gast gespielt, nein der Ball blieb schön in den eigenen Reihen, was Begeisterung in der Heimkurve auslöste. Der Bann war gebrochen.
VIDEO ANKLICKEN, Stimmung im Stadion: São Paulo Vs. São Caetano
Der Tabellenführer gewann sein Heimspiel mit 2:1. Unspektakulär, Länderpunkt und Stadion, Gratulation! Noch ein kurzes zum öffentlichen Nahverkehr: Den Bus besteigt man in Brasilien ohne Ticket, man löst es im Bus bei einem Ticketverkäufer welcher im Inneren auf der linken Seite sitzt und nach bezahlen das Drehkreuz aktiviert. Die Fahrt kostet wieder Betrag X, egal ob man von Anfang bis Ende fährt oder den Bus dazwischen verlässt. Die Metro und ihre Stationen in São Paulo machen einen sehr neuen und intakten Eindruck.

Eine der Metro-Stationen
Als wir an der Metrostation waren und zur Metro wollten, mussten wir erst einmal drei Etagen unter die Erde, man kam sich vor wie auf einem riesigen Messe-, oder einem Flughafengelände.
Im 3Cats (unser Hostel in São Paulo) lernten wir dieser Tage auch Gilles; einen Franzosen aus dem Elsass kennen. Er erfreute sich sofort am Vorschlag eines Tauschgeschäftes Elsass gegen das Saarland und sollte uns ein wenig auf unserer Tour begleiten und erheitern. Die Zeit welche wir im Hostel verbrachten, nutzten um in den Hängenmatte zu entspannen! ;)


Wir verließen die Stadt bereits wieder am Sonntag um vorzeitig für sieben Tage im Beach-Backpacker-Hostel in Rio de Janeiro unsere Zelten auf zu schlagen. Hier war Brasilien wie man es sich vorstellt: heiß und viele Leute an den Stränden. Hier gab es Bier und Kokusnusswasser in Hülle und Fülle zu kaufen sowie „die perfekte Kleidung für die Frau“.

Mobiler Verkaufsstand
Am nächsten Tag trafen wir uns mit Gilles im Hostel um gemeinsam zum Zuckerhut zu laufen und diesen auch zu besteigen. Doch erst mussten wir hinnehmen, dass es keinen Aufgang zu Fuß zur Spitze des Zuckerhutes gibt und dann auch noch, dass nicht nur Gilles uns nach Rio gefolgt war, nein auch der Regen. Zu dritt standen wir unter einem kleinen Regenschirm und warteten. Als die Sonne wieder hinter den Wolken hervor schaute machten wir uns auf ins Hostel und von dort aus weiter in die Stadt um etwas zu Essen.

"Viva la france"
Am nächsten Tag dann endlich wieder strahlender Sonnenschein und der zweite Versuch. Dieses Mal nahmen wir den Aufstieg zum ersten Berg um von dort aus mit der Seilbahn auf den Zuckerhut zu fahren. Wer es macht wie wir, spart 50% des Preises, hat eine kleine Wanderung und eine tolle Aussicht auf verschiedene Buchten Rios. Da wenige Tage später Philips Freundin ankommen sollte, fuhren nur Gilles und ich zur Spitze. Dank des spitzen Wetters hatten wir eine tolle Sicht auf die Copacabana, die Christusstatue und den Rest der Stadt. Nach dem Abstieg liefen wir zur Copacabana rüber und schmissen uns noch ein wenig in den Sand um die Sonne zu genießen.

Der ein oder andere Herr kam ziemlich ins schwitzen; Verschnaufspause!

Auf zur Spitze

VIDEO ANKLICKEN, Blick vom Zuckerhut
Am nächsten Tag dann großes Wiedersehen! „Kickers und der SSV!“ Mike und Saurer aus Regensburg,  die wir bereits in La Paz trafen, waren nun auch in der Stadt. Mit ihnen gingen wir zum Strand um uns die Sonne auf unsere Ranzen scheinen zu lassen. Am Abend gab es neben einem schönen Sonnenuntergang (welcher jeden Abend von unzähligen Zuschauern bestaunt und beklatscht wird!) am Ipanema Strand auch eine Karnevalszeremonie zu sehen. Ein Sarg ähnliches etwas wurde mit etlichen Blumen und Rosen zu Wasser getragen. Danach ging jeder in sein Hostel, jedoch wollte man sich am Abend im Hostel der Jungs mit ihrem Urlaubsgast „Werner“ wiedersehen, wir wollten gemeinsam zu Abend essen und trinken.
Wenige Zeit später: Es gab Spaghetti mit Tomatensoße, dazu Tetrapack Rum mit Tobi-Cola. Nach Mitternacht machten wir uns dann auf ins Partyviertel nach Lapa um dort noch das ein oder andere Kaltgetränk zu uns zu nehmen. Der nächste Tag ähnelte dann dem in Bolivien. Wieder erwachten Philip und ich im Hostel der Jungs. Dieses Mal jedoch nicht dank des leeren Handyakkus von Philip und der fehlenden Heimadresse, nein dieses Mal war es uns einfach zu doof, zu zweit ein Taxi zu nehmen und so nahmen wir eines zusammen und schliefen im selben Zimmer wie die Jungs. Es gab natürlich auch Frühstück! „El Misti Hostel“, DER kostenlose Übernachtungstipp für Rio :)
Die nächsten zwei Tage verbrachten man wieder einmal nur am Strand und für Sonntag verabredeten wir uns mit den Jungs zum Fußball. Doch zuvor gab es etwas für den Gaumen. Dank Mike und Werner gab es heute Rinderbraten mit Kartoffel, Kartoffelbrei und Sauerkraut. Mike; gelernter Koch, bereitete dieses Festmahl für 11 Personen zu, Werner steuerte das Original deutsche Sauerkraut bei. Nachdem die hungrigen Mäuler gestopft waren ging`s mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Fußball, es spielte Botafogo vs. Flamengo (0:0).


Ein tolles neues Stadion, leider mit Leichtathletikbahn und nicht einmal zu einem Drittel gefüllt. Am vergangenen Mittwoch gab es hier noch ein Fußballfest. Flamengo spielte in der „Copa Libertadores“ gegen Real Potosi und gewann, unter Philips gestrengen Augen, mit 2:0. Doch heute war davon keine Spur. Zwar hatten beide Seiten einen stimmgewaltigen Mob hinter sich, aber das Gesamtbild war so mau wie die Arbeit nach hinten von Flamengo-Star Ronaldinho. Beide „Kurven“ konnten mit unzähligen Schwenkfahnen gefallen.
VIDEO ANKLICKEN, Stimmung im Stadion: Botafogo Vs. Flamengo
Montag hieß es dann Abschied nehmen von unserem vorletzten Hostel. Es sollte nun in unsere letzte Unterkunft; einem Hotel in einer Favela, gehen. Favelas sind Armenviertel in Brasilien und werden seit kurzer Zeit immer sicherer da 2014 zum einen die Fussballweltmeisterschaft und 2016 die Olympischen Spiele stattfinden. 2009 „säuberte“ man mit Hilfe eines Helikopters und etlicher Munition eine solche Favela von Dealern. Der Helikopter wurde daraufhin beschossen und musste notlanden! (http://www.n-tv.de/panorama/Strassenkaempfe-in-Rio-article552539.html) Unsere Favela lag im Viertel „Santa Teresa“ unser Hostel war im oberen Abschnitt des Viertels platziert.


Von hier hatte man eine tolle Sicht über Rio hin zum Zuckerberg. Bis zum 22.02.2012 sollte (!) dies nun unsere Heimat sein.

São Paulo und Rio de Janeiro, wie es nicht gegensätzlicher sein könnte! BILDER

Bewässerung von oben und unten

Die Stadtmeisterschaft interessiert nur sehr wenige; São Paulo Vs. São Caetano 2:1


São Paulo

Die Kathedrale von São Paulo

Die Bucht von Urca, Rio de Janeiro

Rio de Janeiro
Deutschland und Jamaika, äh Frankreich auf dem Zuckerberg.
Die Copacabana im Hintergrund!

"Ipanema Praia"

Der Sonnenuntergang, Publikumsmagnet am Ipanema Strand

Blick vom Favela-Hostel-Balkon auf Rio. Im Hintergrung der Zuckerhut

Protestplakate, die Tram mit der Träne. Zuviele tote und verletzte. Nun soll es bald "Züge" aus Portugal geben...

Cristo Redentor, nur "er" hatte freie Sicht an diesem Tage